Direkt zum Inhalt

24. Februar 2015

Berlin Lunchtime Meeting

Neue Mobilitätsanbieter in Deutschland - Chancen für Verbraucher

Termin

24. Februar 2015
12.00-13.15

Ort

Schumpeter Saal
DIW Berlin im Quartier 110
Mohrenstraße 58
10117 Berlin

Sprecher*innen

Justus Haucap, Fabien Nestmann, Pio Baake, Ferdinand Pavel

Die Digitalisierung verändert heute viele Märkte auf dramatische Weise. Im Mittelpunkt des aktuellen Interesses stehen Chancen und Potentiale der sogenannten „Sharing Economy“, also des Teilens von Ressourcen  über das Internet. Neue Vermittlungsdienste wie Uber, BlaBlaCar oder WunderCar für Autofahrten, sowie AirBnB oder Wimdu für Übernachtungen erfreuen sich einer stetig wachsenden Nachfrage. Gleichzeitig führt der schnelle Aufstieg dieser Dienste aber auch zu kontroversen Diskussionen, in deren Mittelpunkt mögliche Verbrauchervorteile, Risiken für etablierte Anbieter und Geschäftsmodelle, sowie Handlungsbedarf zur Sicherung eines fairen Wettbewerbs stehen. Im Fokus des Lunchtime Meetings steht der Taximarkt in Deutschland, insbesondere die Auswirkungen einer möglichen Liberalisierung auf die Verbraucher sowie die Erfordernis regulativer Vorgaben für fairen Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern.

  • Justus Haucap, Direktor des DICE, stellte die gemeinsame Studie von DIW Econ und DICE Consult vor.
    © DIW Berlin

  • Fabien Nestmann (Uber Deutschland) kommentierte die Ergebnisse der Studie, die von Uber in Auftrag gegeben wurde.
    © DIW Berlin

Vortrag: Prof. Dr. Justus Haucap | HHU Düsseldorf
Kommentar: Fabien Nestmann | UBER Deutschland
Kommentar: Prof. Dr. Pio Baake | DIW Berlin
Moderation: Dr. Ferdinand Pavel | DIW econ Gmb

Das Teilen von Ressourcen über das Internet – die sogenannte Sharing Economy – ist für Vermittlungsdienste wie Uber oder AirBnB zum Geschäftsmodell geworden. Eine gemeinsame Studie von DIW Econ und DICE Consult hat im Auftrag von Uber untersucht, welche Chancen sich durch die zunehmende Digitalisierung auf den urbanen Mobilitätsmärkten ergeben können. Justus Haucap, Direktor des Düsseldorfer Wettbewerbsinstituts DICE und ehemaliger Leiter der Monopolkommission, stellte die Ergebnisse der Studie beim Berlin Lunchtime Meeting am 24. Februar zur Diskussion. Kommentiert wurden sie vom Uber Deutschland-Chef Fabien Nestmann und von Pio Baake, Leiter der Abteilung Wettbewerb und Verbraucher am DIW Berlin. Ferdinand Pavel von DIW Econ moderierte die Veranstaltung.

Haucap hob in seinem Vortrag vor allem die Potentiale hervor, die sich durch neue Modelle wie Taxisharing oder das von Uber betriebene Ridesharing böten. Bisher wird der Taximarkt in Deutschland über die Vergabe von Konzessionen geregelt. Darüber hinaus gilt für Taxiunternehmen eine Betriebs- und Beförderungspflicht sowie eine Tarifpflicht. Diese strikte Regulierung stamme jedoch aus einer Zeit vor der Digitalisierung und sei nicht mehr zeitgemäß, so Haucap. Eine Liberalisierung sei nicht nur für die Fahrer sondern auch für die Verbraucher erstrebenswert: „Zu den Vorteilen einer Marktöffnung gehören neben der Intensivierung des Wettbewerbs auch eine höhere Markttransparenz, ökologische Aspekte sowie Produktdifferenzierungsvorteile. Viele davon lassen sich jedoch nicht so leicht quantifizieren“, gestand er ein.

Die Autoren der Studie beschränkten sich deshalb auf die Wirkung von Preissenkungen, die durch eine erhöhte Wettbewerbsintensität entstehen. Untersucht wurden die fünf deutschen Großstädte Berlin, Hamburg, Düsseldorf, München und Frankfurt. Die Ergebnisse zeigten laut Haucap eindeutig die Effizienzgewinne, die mit dem Markteintritt von Uber realisiert würden. „Im Schnitt liegt der Uber-Preis 42 Prozent unter dem Taxidurchschnitt“, sagte der DICE-Direktor. „Und das ist noch nicht alles: 72 Prozent ihrer Arbeitszeit verbringt ein Taxifahrer ohne einen Fahrgast im Auto. Bei Uber sind das nur 40 bis 45 Prozent.“

Doch auch für die Verbraucher ergäben sich messbare monetäre Vorteile durch die Liberalisierung des Taximarktes. „Geht man davon aus, dass das Taxigewerbe seine Preise aufgrund der gestiegenen Konkurrenz senkt, ergibt sich für Berlin ein jährlicher Vorteil zwischen 29 und 48 Millionen Euro“, erläuterte Haucap weiter. Wie hoch die Gewinne am Ende seien, hänge aber davon ab, wie stark der Marktanteil von Uber tatsächlich wachse. Vor diesem Hintergrund empfahl er eine Anpassung der Regulierung des Taximarkts an die heutigen Gegebenheiten auf dem Mobilitätsmarkt. Die Tarifpflicht und die quantitative Begrenzung der Konzessionen müssten aufgehoben und weitere Regulierungsmaßnahmen wie die Ortskundigkeitsprüfung zumindest überdacht werden.

Diesen Empfehlungen schloss sich auch der Geschäftsführer von Uber Deutschland Nestmann in seinem anschließenden Kommentar an. Er sah den Beitrag der Studie vor allem darin, vorhandene Vorurteile auszuräumen und damit Licht in die „Blackbox Uber“ zu bringen. Nestmann hob neben den von Haucap genannten Potentialen auch die Möglichkeit für Gelegenheitsarbeit der Fahrer hervor. DIW-Experte Baake äußerte sich skeptischer über  die Ergebnisse der Studie. Zwar sei es sinnvoll die geltenden Regularien zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, aber eine vollständige Aufhebung der Tarifpflicht sei nicht wünschenswert. „Um Schwankungen zu vermeiden, sollte eine Preisobergrenze erhalten bleiben, eine Aufweichung der Untergrenze ist aber durchaus vorstellbar“, kommentierte Baake.

Präsentation von Justus Haucap  (PDF, 0.54 MB)

Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es, aktuelle Forschungsergebnisse der angewandten Wirtschaftswissenschaft der Öffentlichkeit zu vermitteln. In Berlin sind die DIW Lunchtime Meetings als Diskussionsforum für Politikberater, Politiker, Unternehmen und Vertreter von Interessenverbänden fest etabliert. Die Lunchtime Meetings werden gemeinsam vom DIW Berlin und dem OECD Berlin Centre ausgerichtet.

Downloads

Kontakt

Partner

keyboard_arrow_up